Lymphdrainage

Findet Anwendung bei der Behandlung von Ödemen, Narbenbehandlungen, nach OP’s und zur Entspannung

Indikationen

Hier hilft die Therapie

  • Nach Operationen
  • Lymphödem
  • Narbenbehandlung
  • Ödem nach Zahnentfernung
  • Frakturheilungsstörung
  • Arthrose, Gelenkschmerzen
  • Sehnenentzündung
  • Wasserrute

Kontraindikationen

Hier darf die Therapie nicht angewandt werden

  • Herzinsuffizienz
  • Tumor im Behandlungsgebiet
  • Akute Entzündung (ausser Sehnenentzündung oder nach Operationen, da Antibiotika verabreicht wird)
  • Akute Allergie (Futter, Pollen, etc)
  • Thrombose
  • Epilepsie
  • Aortenaneurysma (Ausstülpung in der Aortenwand)

Was ist eine Lymphdrainage eigentlich?

In der Manuellen Lymphdrainage werden SEHR sanfte und langsame manuelle Streichtechniken angewandt. Sie werden vom Hund meistens als angenehm empfunden. Nicht selten schläft er bei der Behandlung auch ein.

Diese Techniken in der richtigen Geschwindigkeit und Stärke auszuführen braucht viel Konzentration und Ruhe. Deswegen ist es für mich während der Behandlung auch schwierig, mich dabei mit dem Patientenbesitzer zu unterhalten.

Für den Patientenbesitzer sehen diese Techniken ein wenig aus wie Streicheln und er kann sich fragen, wie dieses Getätschel seinem Hund wohl helfen soll. Die folgenden Erläuterungen sollen aufzeigen, was bei der Manuellen Lymphdrainage im Körper passiert. Wer sich also mehr für das Thema interessiert, findet dazu unten genauere Infos. Auch dem Aufbau und der Funktion des Lymphsystems wird Beachtung geschenkt.

Lymphdrainage unter der Lupe

Um zu verstehen wie die Lymphdrainage funktioniert, bedarf es zunächst eine Erklärung der lymphatischen Strukturen.
Der ganze Körper ist von Lymphbahnen durchzogen, die mit vielen Lymphknoten ausgestattet sind. Man kann das Lymphsystem des Körpers mit einem Fluss vergleichen:
In den Bergen sammelt sich Regenwasser in Rinnsalen. Diese fliessen in einem Bach zusammen. Mehrere Bäche fliessen zusammen in einen kleinen Fluss. Mehrere kleine Flüsse münden in einen See und schliesslich entspringt aus diesem See ein grosser Fluss. Mehrere grosse Flüsse münden zusammen in einen Strom, bis dieser letztendlich ins Meer gelangt. Genauso verhält es sich auch mit den lymphatischen Gefässen:

  • Initiale Lymphgefässe = Rinnsal
  • Präkollektoren = Bach
  • Kollektoren = kleiner Fluss
  • Lymphknoten = See
  • Lymphbahn = grosser Fluss
  • Cysterna Chyli, Ductus Thoracicus = Strom
  • Venenwinkel des rechten Herzens = Meer

Der flüssige Blutanteil (Plasma) verlässt die Blutkapillaren (feinste Blutgefässe) und gelangt in das Gewebe, um dieses mit Nährstoffen und Sauerstoff zu versorgen. (= Regen)

Da diese Flüssigkeit, welche sich nun Lymphe nennt, nicht im Gewebe bleiben kann, muss sie wieder in den Blutkreislauf zurück gesogen werden. Diese Rückführung wird eben durch das Lymphsystem gewährleistet:

Die Reise beginnt in den Initialen Lymphgefässen (= Rinnsale), welche die Lymphe aus dem Gewebe saugen. Sie befinden sich unterhalb der Haut im Zellzwischenraum.

Die Lymphe fliesst nun von den Initialen Lymphgefässen in die nächstgrössere Lymphstruktur, die Präkollektoren (= Bach), welche sich immer noch im Bereich der Haut befinden.

Auf dem Weg durch die Präkollektoren gelangt die Lymphe immer tiefer in den Körper: Mehrere Präkollektoren fliessen zusammen in einen Kollektor (= kleiner Fluss). Kollektoren sind sowohl in der Muskulatur, in Bändern und Sehnen, im Fettgewebe aber auch im Bereich der Organe zu finden.

Über den Kollektor mündet die Lymphe in einen Lymphknoten (= See), wobei verschiedene Kollektoren im gleichen Lymphnoten zusammentreffen. Hier findet ein wichtiger Teil der Immunabwehr statt.

Im Lymphknoten wird die Lymphe eingedickt und fliesst durch ein einziges aus dem Knoten austretendes Gefäss wieder in die Lymphbahn (= grosser Fluss).

Durch die Lymphbahn gelangt die Lymphe nun in die Cysterna Chyli: Diese liegt tief im Bauchraum auf der Höhe des Bauchnabels, wo wiederum verschiedene Lymphbahnen zusammenfliessen. 

Die letzte Station der Lymphe, bevor sie zurück in den Blutstrom gelangt, ist der Ductus Thoracicus (Strom), welcher sich im Bauchraum entlang der Wirbelsäule befindet. Er wird auch "Milchbrustgang" genannt, da die Lymphe durch den hohen Lipidgehalt (Fettgehalt) milchig-trüb verfärbt ist. Diese Lipide wurden dem Lymphsystem auf der Höhe des Darms zugefügt.

Die Lymphe fliesst also vom Rutenende zum Kopfende entlang der Wirbelsäule durch den Ductus Thoracicus und gelangt schliesslich in den linken Venenwinkel (= Meer). Dies ist die Stelle, wo die Hauptvene des Kopfes mit jener des Körpers zusammenkommt, bevor sie als Hohlvene in die rechte Herzkammer führt und somit die Lymphe als Plasma wieder in den Blutkreislauf mündet. 

Doch warum fliesst überhaupt die Lymphflüssigkeit aus den Blutkapillaren in das umliegende Gewebe?

Durch unterschiedliche Druckverhältnisse zwischen den Kapillaren und dem umliegenden Gewebe werden in den Kapillaren einige Bestandteile des Blutes sozusagen durch die Gefässwand in das umliegende Gewebe gedrückt: Wasser (Plasma), Stoffwechselprodukte, Sauerstoffmoleküle und Nährstoffe, besonders Eiweisse. Dieser Prozess nennt sich Filtration. Viele dieser Substanzen werden zu einem späteren Zeitpunkt wieder aus dem umliegenden Gewebe in die Kapillaren gesogen, was sich Resorption nennt. Somit gelangen sie auf direktem Weg zurück in den Blutkreislauf. Jedoch tun dies nicht alle: Einige der Bestandteile bleiben im Gewebe liegen und drehen sozusagen eine Ehrenrunde. Die Aufgabe des Lymphsystems besteht nun darin, die übriggebliebenen Substanzen im Gewebe und im Bereich des Darms zu sammeln und durch die Lymphgefässe wieder der Blutbahn zuzuführen. Man nennt diese Substanzen die «Lymphpflichtige Last». Dazu gehören Wasser, kleine Eiweisse, Zellen (weisse Blutkörperchen) und Zelltrümmer, Fremdpartikel wie Viren und Bakterien, Glas- und Kohlenstaub und gewisse Fette.

Eine weitere Aufgabe des Lymphgewebes ist die Immunabwehr:

Die weissen Blutkörperchen (Leukozyten und Lymphozyten), also unsere Immunabwehrzellen, «wohnen» in den Lymphknoten. Hier findet der grösste Teil der Immunabwehr statt. Deswegen schwellen Lymphknoten im Krankheitsfall (z. B. am Hals) oder im Bereich einer Verletzung auch gerne an.

Wie funktioniert jetzt also die Manuelle Lymphdrainage?

Das Lymphsystem des Körpers hat seinen eigenen Motor um den Fluss der Lymphe aus der Peripherie (dem Gewebe) zum Herzen anzukurbeln. Dies passiert einerseits indem wir uns bewegen, aber auch dank unseres Pulses und unserer Atmung. So werden die Lymphgefässe konstant angestupst und in Bewegung versetzt. Dabei entsteht ein Sog im Lymphsystem. Dieser Motor arbeitet jedoch sehr langsam.

Mittels den sanften manuellen Techniken der Lymphdrainage (oder auch mit Hilfe des IFRs) wird dieser Motor angekurbelt. Dabei entsteht ein grösserer Sog in den Lymphgefässen und die Lymphe wird schneller abtransportiert. Werden die Techniken zu schnell oder mit zu starkem Druck ausgeführt, werden die Initialen Lymphgefässe gequetscht oder die Geschwindigkeit übersteigt das mögliche Volumen, welches die Gefässe aufnehmen können. Somit wird der Hund zwar getätschelt, doch es wird ihm nicht geholfen. Deswegen ist es wichtig, sanfte, ruhige und langsame Bewegungen auszuführen.

Wie kann es zur Ansammlung von Lymphflüssigkeit im Gewebe, also einem Ödem kommen?

Was ist ein Ödem? Wenn mehr Lymphe aus den Kapillaren in das Gewebe filtriert wird, als die Initialen Lymphgefässe aufnehmen können, kommt es dort zu einem Stau: Das Wasser sammelt sich an und es bildet sich ein Ödem.

Es gibt verschiedene Faktoren, die eine Ödembildung begünstigen: Dies kann z. B. sein, wenn der «Motor» durch mangelnde Bewegung zu wenig angekurbelt wird und sich so das Lymphwasser in den Gliedmassen staut (vgl. Mensch im Flugzeug).

Gerade auch nach Operationen sammelt sich viel Wundwasser im Bereich der Narbe/ Wunde an. Ein weiterer Grund kann eine Entzündung sein. Dabei wird viel Flüssigkeit mit weissen Blutkörperchen zur Immunabwehr in das Gewebe filtriert, um gegen die Fremdkörper im Wundbereich anzukämpfen. Die Flüssigkeit kann nicht schnell genug abtransportiert werden und es bildet sich ebenfalls ein Ödem.

Auch eine Schädigung der Lymphgefässe und somit ein Nicht-Erfüllen ihrer Funktion kann zu einem Ödem führen. Dies kann so weit gehen, dass ganze Gliedmassen stark anschwellen. (Elephantiasis)

Werden Ödeme nicht behandelt, kann dies durch Druck zu Schädigungen des umliegenden Gewebes führen. Wird das Ödem jedoch früh erkannt, kann ein Physiotherapeut dieses in wenigen Sitzungen mit Hilfe Manueller Lymphdrainage abfliessen lassen.